Praxissemester
im Land der aufgehenden Sonne
Leben und Lernen in einem Land zwischen Mythos und Moderne |
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1.März
1993, Anflug auf das abendliche Japan, dichte Wolken verdecken die Sicht-
lediglich die Spitze Fuji-san's ragt majestätisch heraus. Nun war ich
also am Ziel, schon immer wollte ich nämlich einen Teil meines Studiums
im Ausland verbringen. Und Dank eines großzügigen Stipendiums des Lions
Club Heilbronn-Franken habe ich die für mich einmalige Chance erhalten,
dort mein zweites Praxissemesters zu absolvieren, um mein Wissen im
Bereich Kommunikations-elektronik praktisch zu erproben und zu erweitern.
Am Flughafen werde ich bereits von Mampuku-san erwartet. Sie ist in
der Personalabteilung tätig und für die Betreuung ausländischer Mitarbeiter
zu-ständig (Overseas personnel group). |
Mehrfarbige Laufschrifttafeln informieren über den folgenden Bahnhof,
Farb-LCD-Bildschirme spielen Videoclips und Werbung. Fürs Abendessen machen
wir einen Zwischenstop in einem großen Shopping-Center. Die Fahrstuhlbewegung
ist kaum wahrnehmbar, ganz klar: Hier ist Fuzzy-Logik im Spiel! Danach
geht es weiter nach Tsurugashima, einer rund 40km nordwestlich von Tokyo
gelegenen Stadt. Dort hat mir die Firma für die kommenden 6 Monate ein
Appartement gemietet. Diese Wohnung besteht aus einem größerem Raum, der
im westlichen Stil mit Bett, Tisch und Stühlen ausgestattet ist. Auch
sind Klimaanlage, Fernseher, Telefon, Musikanlage, Kaffeemaschine und
andere Geräte vorhanden. Dann gibt es noch einen Wandschrank; räumlich
getrennt sind außerdem eine Kochnische sowie ein Bad mit Toilette. Auf
einem kleinen Balkon steht eine Waschmaschine. Am nächsten Tag zeigt mir
Mampuku-san zunächst einmal die nähere Umgebung, wo die verschiedenen
Geschäfte und die Supermärkte zu finden sind. Nachmittags geht es dann
zum ersten Mal in die Firma. Die Begrüßung dort ist äußerst freundlich.
Die ganze Abteilung steht versammelt im Halbkreis da, um den Gai-jin (wörtlich:
Nicht-Japaner) mit einer vollendeten Verbeugung zu begrüßen. Ich habe
zwar versucht, mich anhand der einschlägigen Literatur auf das japanische
Leben vorzubereiten, aber wenn man dann direkt mit dieser typischen Geste
wie der Verbeugung konfrontiert wird, ist man doch etwas unsicher. Tiefe
und Anzahl der
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